
Tarot-Traditionen im Vergleich: Rider-Waite-Smith, Aleister Crowleys Thoth und das Marseille-Tarot
Tarot-Traditionen im Vergleich: Rider-Waite-Smith, Aleister Crowleys Thoth und das Marseille-Tarot
Tarot, eine jahrhundertealte Praxis, hat sich in verschiedene Traditionen entwickelt, von denen jede ihre eigenen Philosophien und Interpretationen besitzt. Zu den einflussreichsten gehören die Rider-Waite-Smith (RWS), Aleister Crowleys Thoth und die Marseille-Tarotdecks. Ihre Unterschiede zu verstehen, bietet einen Einblick in ihre jeweiligen Ansätze zur Symbolik und Wahrsagung.

Rider-Waite-Smith (RWS) Tarot
Das RWS-Deck wurde 1909 von Arthur Edward Waite geschaffen und von Pamela Colman Smith illustriert. Es ist bekannt für seine detaillierte Bildsprache und Zugänglichkeit. Waite, ein Mitglied des Hermetischen Ordens der Goldenen Dämmerung, verlieh dem Deck christliche Symbolik und okkulte Konzepte, um esoterische Ideen verständlicher zu machen. Besonders das RWS-Deck zeichnet sich durch vollständig illustrierte Szenen auf allen Karten aus, einschließlich der Minorkarten, was die intuitive Interpretation unterstützt. Diese Neuerung stellte einen Bruch mit früheren Decks dar, die oft einfachere Designs auf den Zahlenkarten zeigten.
Thoth Tarot
Das Thoth-Tarot wurde von dem Okkultisten Aleister Crowley entwickelt und zwischen 1938 und 1943 von Lady Frieda Harris gemalt. Es ist reich an esoterischer Symbolik. Crowley integrierte Elemente aus Astrologie, Alchemie und Kabbalah, die seine thelemitische Philosophie widerspiegeln. Die abstrakte und komplexe Bildsprache des Decks erfordert ein tiefes Verständnis dieser Disziplinen, was es eher für fortgeschrittene Praktiker geeignet macht. Im Gegensatz zum RWS-Deck schließt das Thoth-Tarot oft menschliche Figuren in den Minorkarten aus und konzentriert sich stattdessen auf symbolische Darstellungen.
Marseille Tarot
Das Marseille-Tarot stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist eines der ältesten und traditionellsten Decks. Seine schlichte, im Holzschnittstil gehaltene Bildsprache fehlt die komplexe Symbolik späterer Decks. Die Großen Arkana zeigen archetypische Figuren, während die Kleinen Arkana aus nummerierten Karten mit einfachen Farbsymbolen bestehen, die minimale visuelle Hinweise zur Interpretation bieten. Diese Einfachheit erfordert von den Lesern, sich stärker auf Numerologie und Bedeutungen der Farben zu stützen.
Wesentliche Unterschiede in Philosophie und Interpretation
- Symbolik und Bildsprache:
- RWS: Betont christliche und okkulte Symbole mit detaillierten Illustrationen auf allen Karten.
- Thoth: Integriert komplexe esoterische Systeme und präsentiert abstrakte sowie symbolische Bilder.
- Marseille: Verfügt über minimalistische Designs, die sich auf traditionelle Archetypen und einfache Farbdarstellungen konzentrieren.
- Zugänglichkeit:
- RWS: Benutzerfreundlich, ideal für Anfänger aufgrund seiner illustrativen Minorkarten.
- Thoth: Komplex und abstrakt, besser geeignet für diejenigen mit fortgeschrittenem esoterischem Wissen.
- Marseille: Erfordert Vertrautheit mit Numerologie und traditionellen Interpretationen, spricht Puristen und Historiker an.
- Philosophische Grundlagen:
- RWS: Verankert in christlicher Mystik und den Lehren der Goldenen Dämmerung.
- Thoth: Spiegelt Crowleys thelemitische Überzeugungen wider und integriert verschiedene esoterische Traditionen.
- Marseille: Fehlen expliziter okkulter Assoziationen, Fokus auf traditionellen Ursprüngen des Kartenspiels.
Zusammenfassend bieten die Rider-Waite-Smith-, Thoth- und Marseille-Tarotdecks jeweils einzigartige Perspektiven und Werkzeuge für die Wahrsagung, die unterschiedlichen Vorlieben und Erfahrungsstufen gerecht werden. Das Verständnis ihrer unterschiedlichen Philosophien und Symboliken bereichert die eigene Tarot-Praxis und ermöglicht ein individuelleres sowie tiefgehendes Leseerlebnis.